Kurze geologische Einführung

Wer in Lavrion über Land fährt und etwas von dem Bergbau verstehen lernen will, der sollte wenigstens die auffälligsten Zeichen des geologischen Aufbaus Lavrions erkennen können. Mit diesen Erkenntnissen wird vieles leichter verstehbar und überschaubarer. Aber wie gesagt, dies ist eine sehr grobe Vereinfachung der Wahrheit.

Lavrion hat im Prinzip einen recht einfachen geologischen Aufbau. In stetiger Wechsellagerung lagern Schiefer- und Marmorschichten auf dem Basismarmor ( Im Bild ganz unten zu sehen) auf. Diese Schichten sind jeweils zwischen 20 und 40 m dick. Die erzführenden Lösungen drangen nun durch Störungszonen von unten in diese Schichten ein und zersetzten den Marmor and den Kontaktgrenzen zwischen Schiefer und Marmor. Diese Erscheinung hat damit zu tun, dass an den Kontaktgrenzen eine Änderung der chemischen Zusammensetzung der aufsteigenden Lösungen stattfindet. Kommt z.B. eine Lösung aus dem Marmor und will in den Schiefer eindringen, so setzt Letzterer den Lösungen einen erheblichen Wiederstand entgegen. Die Lösungen haben also Zeit, den Marmor weiter zu zersetzen und an deren Stelle die Erze abzuscheiden. Irgendwann durchdringt aber auch diese Lösung den Schiefer und trifft auf eine neue Marmorschicht. auch hier ändert sich das Milieu, da die neutrale bis leicht saure Lösung aus dem Schiefer den Marmor leicht zersetzen kann. Die Durchdringung des Marmors geht erheblich schneller von statten als die des Schiefers, weswegen die Erzabscheidung am Kontakt Schiefer -Marmor (von unten gesehen) nicht so stark ist wie umgekehrt. geologie.jpg (34134 bytes)

Wird auch dieser Marmor durchdrungen, kommt wieder die Sperre einer Schieferschicht, die die Anreicherung der Erze ermöglicht. Somit wird klar, warum die größeren Lagerstätten an Orten anzutreffen sind, an denen der Schiefer das Hangende ( also die "Decke") bildet. Dies waren insbesondere der erste Kontakt mit sehr reichen Eisenerzen und der 3. Kontakt, der reiche Blei-Zink-Kupfererze lieferte. Der zweite Kontakt zeichnet sich durch eine reiche Baryt-Fluorit-führung aus. In allen Erzen kommt Blei z.T. fein verteilt in größeren Mengen vor. Lediglich am Kontakt zum untersten Marmor bildeten sich sehr große Zinkerzlager in Form von Galmeistöcken und Ausfüllungen von Kaarsthohlräumen.

Die Mineralisationen eroberten die Gesteinspartieen aber auch durch natürliche Riss-Systeme. Dies führte zu den Kontaktgängen, die in flach liegenden Erzstöcken endeten. Derartige Erzstöcke führten meist reiche Bleierze.

Der in dem Bild links sichtbare Lagergang stellt einen Kontakt dar, der aber nicht an allen Stellen in Lavrion ausgebildet ist. Dieser führt reiche Wismut-Nickel-Erze (z.B. Km3).

In einigen Gebieten der Plaka treten dann noch jüngere Erzgänge hydrothermaler Bildung auf, die in der regel reiche Arsen-Antimon-Erze liefern, aber wegen der geringen Mächtigkeit ( unter 30cm) nicht Abbauwürdig waren.

Der 1. und der 2. Kontakt, als auch der Lagergang, sind in der Landschaft gut zu erkennen. Der 3. Kontakt liegt zu tief, als dass er durch Erosion der darüber liegenden Schichten hätte freigelegt werden können.

In der Näher der Megala Pefka kann man besinders gut den Aufbau Lavrions studieren.

Im unteren Bild sehen wir auf der Hügelkuppe den oberen Marmor, der aufgrund von Erosion fast ausschließlich auf den Hügelkuppen zu finden ist. Darunter befindet sich das Ton-Glimmer-Schieferband. An seinem unteren Rand, also zum Kontakt zur nächsten Marmorschicht liegt der 1. Kontakt mit reichen Eisenerzen, der nesterweise den silberreichen Galenit Lavrions geliefert hat. Der Talboden besteht wiederum aus Schiefer, was an dem reicheren bewuchs leicht zu erkennen ist. Hier zeigt sich die Sperrwirkung des Schiefers. Im Marmor sickert dasWasser durch die unzähligen Risse sehr schnell weg, während der Schiefer den Flüssigkeiten erheblichen Widerstand entgegen bringt. Das Wasser bleibt also besser an der Oberfläche der Schiefer ohne zu schnell zu versickern. Was mit Wasser geschieht, geschieht analog auch mit den aufsteigenden erzhaltigen Lösungen. Auch diese bleiben am Schiefer hängen und lassen es wachsen... hauptsächlich Kristalle!

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Dieses Bild zeigt die Anlage der Minen in der Minengruppe Agrileza. Sehr schön erkennt man wieder die unetrschiedliche Vegetation  auf Marmor und Schiefer. Die Minen wurden am 1.Kontakt angefahren, also auf der Grenzschicht zwischen überlagerndem Schiefer und der Marmorbank,

 

 

 

 

 

Megala Pefka2.jpg (58653 bytes)Auf diesem Bild sieht man die Ansatzpunkte der Erzsuchenden. In der Bildmitte ist wieder deutlich der Schieferstreifen zu erkennen. An seiner Untergrenze lisgt der 1. Kontakt, der durch die Stollen in der Bildmitte aufgeschlossen wurde. Im Bildhintergrund erkennt man ein weißes HAus. Vor dem Haus sind weitere Halden zu erkennen.

Dies sind die Stollen am 2. Kontakt. Gut ist auch zu erkennen, daß der Marmor an diesem Kontakt "oben" liegt, also das Hangende bildet. Hier waren vor allem Mischerze mit Baryt und Fluorit als Gangart vorherschend. Diese Erze lieferten aber auch ungeheuere Mengen fein verteilten Galenits, der wesentlich zur Silberausbeute der Alten beigetragen hat. Hie sei noch bemerkt, daß die alten Athener es vorzugen, die Stollen im Marmor aufzufahren, da diese standfester waren als in Schiefer aufgefahrene Stollen und zudem nicht ausgebaut werden mussten. Die Stollen wurden meist knapp an der Kontaktgrenze im Marmor aufgefahren. Da die Erzlager sowieso im Marmor selbst lagen, konnten so die Erzfälle wunderbar angefahren werden. Modernere Mineure schlugen dagegen ihre Stollen oft im Schiefer an. Da dieser weicher ist als der Marmor konnte ein schnellerer Vortrieb erreicht werden. Das Holz für den Ausbau wurde nicht für die Schmelzöfen gebraucht und konnte daher in der Stollen zum Ausbau verwendet werden. Stichstrecken untersuchten dann den oft nur wenige m entfernten Marmor. Im allgemeinen wurden aber die antiken Stollen verfolgt.